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Fissers Genever - Siet 1845

Es war einmal...

...ein Land, in dem die Menschen gerne hölzerne Schuhe trugen, die Farbe Orange liebten und mit langen Stöcken über schmale Wasserstraßen sprangen. In diesem Land lebte eine Prinzessin, die für ihre Schönheit sehr bekannt war. Überall im Land rühmte man ihre Tiefe und Reife, selbst in fernen Ländern huldigte man ihren Namen. Niemand aber schielte so neidisch auf ihre Anmut wie ein nördlich gelegenes Inselvolk, das sich fortan ein Abbild der Prinzessin machen ließ und auf die Insel überführte.

Diese Insel, die sich Großbritannien nannte, huldigte fortan der Prinzessin noch viel mehr, rief ihren Namen bei jeder Gelegenheit hoch lauter hinaus, ja überbot sich regelrecht in Ehrfurchtsbekundungen und Lobgesängen. Trunken nach ihr wankten ihre Bewohner durch die Gassen und vergaßen dabei Haus und Hof. Sie verehrten das Abbild der Prinzessin so sehr, dass sie ihr einen neuen Namen gaben, sie zu ihrem Eigentum machten, bis auch der Rest der Welt daran glaubte, dass sie aus ihr entstammte. Nur in dem Land, in dem die Menschen mit hölzernen Schuhen wanderten, wurde der ursprüngliche Name der schönen Prinzessin weiter heimlich in Ehren gehalten…

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Fissers Fancy Cocktails

Fissers Pingelsööpke

6 cl Fissers Genever
1 Stück Würfelzucker
Spritzer Angostura (oder Fissers Bittern)

Ein Stück Würfelzucker mit Angostura Bitters tränken und in einen Whiskybecher (Tumbler) füllen, mit Eiswürfeln auffüllen. Genever hinzugeben sowie ein Stück Orangenschale. Mit einem kleinen Löffel umrühren, bis sich der Würfelzucker aufgelöst hat. Das Klingen (Pingeln) des Löffels in dem "Süppchen" gibt dem Drink seinen Namen.

Die Mutter des Gin:

Die Rede ist natürlich von Genever, der Nationalspirituose von Holland, Belgien und ja, auch Ostfriesland, als einzige Region in Deutschland. Die Geschichte Ostfrieslands ist eng mit der Niederländischen verwoben, davon zeugen nicht nur die sogenannten Delfter Fliesen, welche auch in Ostfriesland eine lange Tradition haben und uns zu der Optik unseres Fissers Genever inspirierten, sondern eben auch der Genever selbst. Doch was ist Genever eigentlich und wie unterscheidet er sich vom Gin?

Wacholder war bereits im Mittelalter ein Allheilmittel gegen alle möglichen Krankheiten, schon im 13. Jahrhundert wurde Wein mit ihm versetzt. Als später dann die Destillation aufkam war Wacholder natürlich auch schnell zur Hand, vor allem um den damals noch schlechten Geschmack des Alkohols zu überlagern. Der Genever, welcher namentlich erstmal um 1580 verwendet wurde, hat als Basis einen Brand aus Gerstenmalz und Roggen, welcher vor der Destillation mehrere Tage in Gärung ist. Genannt wird diese Basis Moutwijn (Malzwein), der heutzutage nur noch in kleinen Mengen verwendet wird. Diesen Malzwein gibt es beim Gin nicht, er wird vornehmlich aus neutralem Alkohol hergestellt. Gleich bleibt die Aromatisierung mit Wacholderbeeren und anderen Kräutern und Gewürzen, allgemein Botanicals genannt.

Durch die „glorreiche Revolution“ von 1689 wurde Wilhelm der III. von Oranien, Statthalter der Niederlande, auch König von England, Schottland und Irland. Den Untertanen brachte er den Genever mit, welcher sich einer zunehmenden Beliebtheit erfreute. Begünstigt wurde dies auch durch einige andere Umstände, Importverbot auf ausländische Spirituosen, Erleichterung der Gin-Herstellung und hohe Zollgebühren auf Bier. Aufgrund der schwierigen Aussprache wurde er kurzerhand in „Gin“ abgekürzt und begann seinen Siegeszug um die Welt. Doch ganz so schnell ging es nicht. Noch um 1850 wurden in New York bis zu 6.000 Ladungen Genever freigegeben, denen 20 Ladungen Gin gegenüber standen. Selbst zur Jahrhundertwende war das Verhältnis noch 4:1. Im Umkehrschluss bedeutet dies auch, dass nahezu alle klassischen Gin-Cocktails ursprünglich mit Genever gemacht wurden. Oft ist in alten Büchern die Rede von Hollands oder Geneva als Zutat, später wurden sie mit Gin getauscht.

Fissers Fancy Cocktails

Schwarzendorff Martini

4cl Fissers Genever
4cl Riesling Weißwein, zum Beispiel Meernordsee Edition Jan Wolff
2 Spritzer Orange Bitters

Alle Zutaten in ein mit Eiswürfeln gefülltes Rührglas geben und 30 Sekunden verrühren. In ein vorgekühltes Martiniglas abseihen. Mit einer Zitronenzeste und einer Prise Zimt garnieren.

Genever in Ostfriesland

Der Ostfriese ist seit jeher Teetrinker, doch durch den Teekrieg um 1780 und die Napoleonische Kontinentalsperre von 1806 bis 1814 war Tee Mangelware und man musste sich ein anderes wärmendes Getränk suchen, um dem manchmal doch recht ungemütlichen Wetter etwas Behaglichkeit abzutrotzen. Der Genever der Nachbarn war bereits seit den niederländischen Freiheitskriegen (1568-1648), bei denen viele Truppen in Leer und Emden herum stationiert waren, bekannt, Wacholder wuchs auch an den Mooren der Region. So kam es das viele Landwirte mit der Produktion begannen und der Genever zu einem Nationalgetränk reifte. Da es vor 1886 keine Steuern auf Alkohol und somit auch kaum Kontrolle von staatlicher Seite gab wurde dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Auch Wirtshäuser, welche oftmals ihren eigenen Genever herstellten, schossen aus dem Boden, zeitweise gab es 1 Gaststätte auf 150 Einwohner.

Schlechte Qualität und allgegenwärtige Verfügbarkeit bedingten viele alkoholkranke Bürger. Im Sprachgebrauch etablierte sich der Satz „de Janever hett hum unner“ für „er/sie ist Alkoholiker“. Abseits der Problematik des Alkoholkonsums sieht man hier sehr deutlich wie stark der Genever verwurzelt ist, er wird als Synonym für Alkohol oder Schnaps verwendet. Mäßigkeitsvereine wurden gegründet und der Alkohol bekämpft. Auf diese Problematik verweisen wir mit unserem Bildmotiv auf den Fissers Flaschen….

Der Popularität tat dies jedoch keinen Abbruch, auch die wieder vorhandene Verfügbarkeit des Tee schmälerte nicht die Produktion von Genever. Handelshäuser und Kolonialwarenhändler, die sich auf den Handel mit guten Weinen und die Produktion von sauberen Spirituosen spezialisiert hatten mussten zunächst zwar erheblich unter den Anfeindungen leiden, standen jedoch für eine hohe Qualität der Produkte, welche spätestens durch die staatlichen Kontrollen, verbunden mit Ausschankverboten und Reduzierung der Schankwirtschaften auch zum Standard wurde. Bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts war Genever, neben regionalen Likören das alkoholische Getränk, das die Ostfriesen sogar mit dem Oldenburger Land einte.

Die Globalisierung und der damit verbundene Wunsch nach internationalen Produkten machten jedoch auch vor den heimischen Schnäpsen nicht halt und der Genever verschwand nach und nach von den hiesigen Getränkekarten und die Firmen stellten die Produktion ein. Der letzte verbliebene ostfriesische Korn-Genever, so die offizielle, geschützte geographische Herkunftsbezeichnung, ist Fissers Genever.