Das Museum im Haus Samson


Das Museum spiegelt die Wohnkultur Ostfrieslands wider. Die Räume des Museums sind ehemalige Speicherböden, die erst nachträglich in das heutige Museum verwandelt wurden. Hier ist besonders der Name Claas Wolff zu erwähnen, der hauptsächlich in den 50er Jahren mit seiner Kenntnis, seiner Leidenschaft für antike Dinge und der richtigen „Nase“ das Haus „Samson“ zu dem machte, als das es sich heute darstellt. Seine Verdienste, auch um die Stadt Leer, spiegeln sich in der Benennung einer Straße nach ihm wider.
Besuchen Sie das Museum auch gerne von zuhause aus. Hier kommen Sie zu unserem interaktiven 3D-Rundgang:






Die Gegenstände des Museum wurden größtenteils aus dem ostfriesischen Raum zusammengetragen in einer Zeit, als man den Wert und die Schönheit nicht recht erkannte oder „Neues“ höher einstufte. So blieb ein kleines Stück dieser Kultur in Ostfriesland und beweist, daß Ostfriesen eine hohe Wohn- und Lebenskultur besessen haben. In dem noch als Wohnung erkennbaren hinteren Teil des Museums lebte nach der Ausbombung seines Privathauses in der Neuen Strasse Friedrich „Fritz“ Carl-August Wolff bis zu seinem Tod provisorisch und bescheiden.
Die Hilke und Fritz Wolff Stiftung
Anfang 2007 haben Hilke und Fritz Wolff die "Hilke und Fritz Wolff Stiftung" errichtet. In das Eigentum der Stiftung ging auch das Haus Samson und das Museum über. Die Stiftung ist von Errichtung an großzügig ausgestattet. Sie wird nach dem Tod von Hilke und Fritz Wolff weitere Teile ihres Vermögens erben. Die Stiftung dient dem Erhalt des Hauses Samson und seiner Sammlung. Darüber hinausgehend werden Baudenkmäler, denkmalgeschützte Gebäude und schutzwürdige Anlagen, Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Heimatpflege und Heimatkunde in Ostfriesland gefördert.












Das Haus Samson Museum: Eine Zeitreise durch ostfriesische Wohnkultur und Familiengeschichte
Das erwartet Sie in unserem Voice Guide: Eine persönliche Führung durch die Schätze des Haus Samson
Das Haus Samson Museum bietet eine einzigartige Zeitreise, bei der die Audiotour es den Besuchern ermöglicht, tief in die reiche Geschichte des Hauses Samson und die generationsübergreifende Geschichte der Familie Wolff einzutauchen. Das Layout des Museums und die Erzählung der Audiotour verbinden nahtlos das aktive Weinhandelsunternehmen mit dem historischen Museum und schaffen eine dynamische und authentische Atmosphäre, die es von anderen abhebt.
Das Museum ist durchdacht strukturiert, um Besucher durch verschiedene Themenbereiche zu führen, von denen jeder unterschiedliche Facetten des ostfriesischen Lebens, kulturelle Praktiken und die Beiträge der Familie Wolff offenbart. Die Gliederung der Website-Inhalte entlang des Ablaufs der Audiotour bietet eine kohärente, kuratierte Erzählung bereits vor einem physischen Besuch. Diese Vorab-Erzählung weckt Erwartungen, hilft bei der Planung der Route und rahmt die Objekte in einen erzählerischen Kontext ein, wodurch der tatsächliche Besuch bedeutungsvoller und ansprechender wird.
Museumsbereiche und ihre Highlights
Beginnen Sie Ihre Reise vor dem Haus Samson, wo Sie das Startbild der Audiotour, alte Fotos der Rathausstraße/Peperstraat und die markanten Häusergiebel von Samson und Danneboom entdecken.
Im Bereich vor der Stammtafel finden Sie eine blau-weiße Kachelwand im Erdgeschoss mit echten Delfter Kacheln, die biblische Geschichten darstellen und aus dem zerstörten Wolffschen Haus gerettet wurden. Ebenso die Stammtafel der Familie Wolff, auf der Fritz seine Vorfahren identifiziert, und ein Taubenkäfig, der typisch für Ostfriesland ist und Glück bringen soll. Ein altes Foto des Kontors ist ebenfalls zu sehen.
Am Treppenabsatz vor dem Giebelzimmer erwarten Sie exquisite Schiffsmodelle, die die tiefe Verbindung Ostfrieslands zur Seefahrt und zum globalen Handel symbolisieren. Diese detailreichen Modelle wurden von Fritz' Onkel Menne gebaut, der auch die Stadtminiaturen im Obergeschoss schuf. Sie repräsentieren eine lange maritime Tradition, die in der Region weit verbreitet war. Die tiefe Verbindung zum Meer ist ein prägendes Merkmal der ostfriesischen Identität, da praktisch keine Familie in Ostfriesland keine Verbindung zur Seefahrt hat, darunter Kapitäne, Seeleute, Ingenieure und Kaufleute. Seeleute brachten häufig exotische Gegenstände von ihren Reisen mit, von denen einige in der Sammlung des Hauses Samson integriert sind, was die historische globale Vernetzung der Region verdeutlicht. Fritz erinnert sich liebevoll daran, das Dreimastschiffmodell oft im Leeraner Hafen „schwimmen“ gelassen zu haben, was eine persönliche und spielerische Verbindung zu diesen Symbolen des maritimen Erbes innerhalb der Familie unterstreicht.
Im Giebelzimmer, das die ostfriesische Wohnkultur im 18. Jahrhundert beleuchtet, sehen Sie eine Luke mit Seil im ersten Obergeschoss, die früher zum Hochziehen von Waren diente, sowie Pfeifen, die von Männern zur Teezeit geraucht wurden, und Butzen, die traditionellen Schrankbetten. Ein Bild der Annexionsfeier und ein Bild vom Badhaus zum Bären sind ebenfalls ausgestellt. Hier finden Sie auch die Kranenkanne (Treckpott), eine markante Ausguskanne, die im 18. Jahrhundert eine zentrale Rolle bei der Kaffee- und Teezubereitung spielte, insbesondere in der ostfriesischen Teekultur. Ursprünglich in den Niederlanden verwendet, verbreiteten sich diese Kannen schnell in Ostfriesland. Hauptsächlich aus Zinn gefertigt, obwohl auch Exemplare aus Kupfer oder Messing existieren, ist ihr charakteristisches Merkmal ein Zapfhahn am Ausguss, der es ermöglicht, Tassen zu füllen, ohne die gesamte Kanne anzuheben. Sie wurde typischerweise von einem speziellen Stövchen mit einer glühenden Kohlenpfanne begleitet, um den Inhalt warm zu halten. Ein hochkonzentrierter Aufguss wurde daraus gegossen und dann mit heißem Wasser aus einer separaten Kanne verdünnt, ähnlich einem Samowar. Die frühe und weite Verbreitung importierter Getränke wie Kaffee und Tee in Ostfriesland, auch wenn sie anfangs nicht für alle Gesellschaftsschichten erschwinglich waren, prägte die lokale Tischkultur zutiefst. Die Teezeremonie entwickelte sich zu einem bedeutenden sozialen Ritual, bei dem Familien ihren sozialen Status durch ausgewähltes Geschirr und spezielle Kannen zur Schau stellen konnten. Dies führte zur Entwicklung einer einzigartigen Form der ostfriesischen Gastfreundschaft, die eng mit dem Tee verbunden ist und deren Traditionen sich nahtlos bis heute fortsetzen. Des Weiteren sehen Sie hier Wallendorfer Fayence / Teegeschirr (Dresmer Teegood oder Alt Wallendorf), ikonische Porzellan-Teeservices aus Wallendorf, die fast ausschließlich für ostfriesische Teezeremonien hergestellt wurden. Hergestellt von der thüringischen Porzellanmanufaktur Wallendorf, erkannte Wallendorf Ostfriesland als einen entscheidenden Markt und produzierte dieses spezifische Porzellan fast ausschließlich für Käufer in der Region. Die kleinen Tassen, ursprünglich ohne Henkel, wurden „Koppchen“ genannt und ähnelten chinesischen Teeschalen. Die Kollektion umfasste eine breite Palette von Artikeln: Tassen, tiefe Untertassen, passende Kannen, dekorative Figuren, Vasen, Kerzenständer und Teedosen sowie eine hohe Kaffeekanne, die zu einer Ikone der Tischkultur wurde. Das Dekor „Dresmer blau“ mit der Kornblume in Kobalt und die „Ostfriesische Rose“ sind Sinnbilder der ostfriesischen Teezeremonie und werden bis heute zusammen mit der typischen bauchigen Kannenform produziert. Das Haus Samson verfügt über eine umfangreiche Sammlung dieser frühen Stücke aus dem 18. Jahrhundert, die die tiefe kulturelle Bedeutung des Tees in der Region widerspiegelt.
Der "Rittersaal" ist ein großer Raum mit einem großen Eichentisch und einem großen flämischen Kronleuchter, wo die Familie Wolff Familienfeste feiert. Hier finden Sie den Kissenschrank, einen eleganten Eichenschrank aus der Zeit um 1800, der sich durch seine kissenförmigen Türfüllungen auszeichnet. Um 1800 entstanden, gehörte dieser Schrank ursprünglich zum Wohnhaus der Familie Wolff in der Neuen Straße, das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde. Dieser Schranktyp ist charakteristisch für die Niederlande und war auch in vornehmeren Häusern in Nordwestdeutschland, insbesondere in Ostfriesland, verbreitet. Seinen Namen „Kissenschrank“ verdankt er den einzigartigen kissenförmigen Paneelen, die in seine Türfüllungen integriert sind. Eine Zeichnung von Claas Wolff, dem Museumsgründer, zeigt dieses Möbelstück zusammen mit einem weiteren Schrank an seinem ursprünglichen Standort im Privathaus der Wolffs vor dem Krieg. Er repräsentiert die anspruchsvollen Einrichtungsstile und Möbel der wohlhabenden Haushalte in Ostfriesland und den Niederlanden um die Wende zum 19. Jahrhundert. Sein Überleben unterstreicht die Bemühungen der Familie, ihr Erbe trotz der Zerstörungen des Krieges zu bewahren. Der Kamin, ein großes und zentrales Merkmal des „Rittersaals“, weist auf die historische Bedeutung des Raumes hin. Der Erzähler vermutet, dass der „Rittersaal“ im 16. und 17. Jahrhundert eher die Halle einer ostfriesischen Häuptlingsresidenz war. In einem solchen Ambiente wäre der Kamin ein entscheidender Treffpunkt gewesen, an dem Häuptlinge und ihr Gefolge sich um einen Tisch versammelten, um wichtige Entscheidungen über Verteidigung, Deichbau oder sogar Hochzeiten zu treffen. Diese Interpretation rekontextualisiert die historische Funktion des Raumes. Ein Portrait eines jungen Adeligen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das einen jungen Adligen in Militärkleidung darstellt und seinen sozialen Status und seine zukünftige Rolle andeutet, ist ebenfalls zu sehen. Dieses „Portrait histoiré“ war ein beliebter Stil unter dem Adel im 17. und 18. Jahrhundert. Kinder aus aristokratischen Familien wurden als distinguierte Erwachsene porträtiert, was ihre vorbestimmten sozialen Rollen und Abstammung widerspiegelte. Die militärische Ausstattung verlieh dem Kind symbolisch den Rang und die Würde eines hochrangigen Erwachsenen. Es wird spekuliert, dass es sich um ein Mitglied der Familie Cirksena handelt, der ehemaligen Herrscherdynastie Ostfrieslands. Ein fesselndes Porträt einer unbekannten ostfriesischen Prinzessin aus der Zeit um 1725 zeigt ein junges Mädchen, dessen königliche Pose auf ihre edle Abstammung hinweist. Ihre entspannte, lehnende Haltung an einer Steintreppe und eine bedeutungsvolle Handgeste, obwohl altersuntypisch, wirken erwachsen und deuten auf einen höheren sozialen Status hin. Der Überlieferung nach handelt es sich bei der Dargestellten um eine ostfriesische Prinzessin. Ihre königliche Pose ist nicht nur künstlerisch, sondern drückt ihren sozialen Rang und die hohen Erwartungen aus, die von klein auf an sie gestellt wurden. Der Blumenstrauß auf der linken Seite ist ein allegorisches Element, das das Wachstum der jungen Adligen und das „Erblühen“ ihrer herausragenden Eigenschaften symbolisiert. Die Meerweibchen-Uhr (Stuhluhren / Stoelklok) ist eine reich verzierte Wanduhr aus der Zeit um 1800, ein beliebter Export aus der niederländischen Provinz Friesland, mit filigranen Schnitzereien und einem einzigartigen Meerjungfrauenmotiv. Diese Uhren waren aufgrund enger familiärer und wirtschaftlicher Beziehungen zu den Niederlanden sehr begehrte Exportartikel und daher in Ostfriesland äußerst beliebt. Der Korpus ist mit Walnuss furniert. Diese Uhren sind bekannt für ihre Zuverlässigkeit, reiche Ornamentik und robuste Uhrwerke. Die Rückwand war fast immer mit zwei flankierenden, flachreliefgeschnitzten Meerjungfrauen verziert, daher der Name „Meerweibchen-Uhr“. Im Inneren befinden sich zwei Glocken: eine große für die volle Stunde und eine kleine für die halbe Stunde. Im Betrieb bewegen sich Wellen, Schiffe segeln, das Datum (Wochentag und Monat) ändert sich und die Mondphase wird angezeigt. Die Flaggen, unter denen die Schiffe auf dem Zifferblatt segeln – niederländische, ostfriesische und Emder Flaggen – weisen deutlich auf die starke historische Verbindung zwischen Ostfriesland, den Niederlanden und der lokalen maritimen Geschichte hin. Ein Fußstövchen, ein traditioneller hölzerner Fußwärmer, ein gängiger Haushaltsgegenstand zur Wärmeerzeugung bis Mitte des 20. Jahrhunderts, ist ebenfalls ausgestellt. Diese, zusammen mit Bettwärmern und Wärmflaschen, waren bis nach dem Zweiten Weltkrieg gängige Haushaltsgegenstände. Vom 17. und 18. Jahrhundert an verbreitete sich die Variante „Lollepot“ in den Niederlanden, die hauptsächlich von Frauen verwendet wurde, da sie unter ihre weiten Röcke geschoben werden konnte, um gezielte Wärme zu spenden. Jedes enthält eine einfache Tonschale mit Griff, die mit heißen Kohlen gefüllt und durch eine Klappe in den kleinen Fußschemel eingesetzt wird. Fritz' Anekdote, wie er eines mit glühenden Kohlen füllte, um seine Füße beim Lateinstudium warm zu halten, fügt eine charmante persönliche Note hinzu. Weitere Objekte in diesem Bereich sind der Kannenstock, der Warmhalter/Glutbecken und der Doofpot.
Im Durchgang finden Sie verschiedene Gläser und eine Riechdosensammlung, eine einzigartige Sammlung filigraner silberner Riechdosen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die für medizinische und soziale Zwecke verwendet wurden. Diese Silberstücke stammen aus Ostfriesland und den Niederlanden und wurden im 18. und 19. Jahrhundert für wohlhabende Kaufmanns- und Großbauernfrauen gefertigt. Viele Stücke werden regionalen Werkstätten in Leer und Emden zugeschrieben. Diese spezielle Sammlung war eine Schenkung von Dora Boekhoff, der Mutter von Hilke Wolff (Fritz Wolff Sr.s Frau und Mitbegründerin der „Hilke und Fritz Wolff Stiftung“), nach dem Tod von Claas Wolff. Dora Boekhoff sammelte diese Gegenstände, als sie nicht mehr gebräuchlich und trotz ihrer künstlerischen Handwerkskunst nicht hoch geschätzt waren; ostfriesisches Klein-Silber wurde erst später zu begehrten Sammlerstücken. Die vielfältige Sammlung umfasst Miniaturschränke und -truhen, oft mit Widmungen auf der Rückseite, sowie buch- oder schachtelförmige Dosen mit floralen Basreliefs. Es gibt auch kleine Tempel und Teehäuser sowie „Pomander-Eier“. Im Inneren enthielten diese Dosen typischerweise mit Parfümölen getränkte Baumwolle. Diese Riechdosen wurden für verschiedene Zwecke verwendet: zur Linderung von Kopfschmerzen, zur Stärkung oder Erfrischung und häufig, um Damen aus Ohnmachtsanfällen zu erwecken, insbesondere beim Tragen enger Korsetts. Die Tatsache, dass viele noch ihren ursprünglichen Duft bewahrt haben, bietet eine greifbare Verbindung zur Vergangenheit.
Im Flur sind eine allegorische Darstellung (Gemälde) und ein Kupferstich „Friedrich Gross Memoria“ zu sehen.
In der Küche befindet sich eine seltene und historisch bedeutsame Kochstelle (mit Kaminfang) aus der Zeit um 1500, die aus einem abgerissenen Kloster gerettet wurde. Sie wurde aus dem Martini-Haus in der Neuen Straße gerettet, das in den 1950er Jahren abgerissen wurde. Claas Wolff entdeckte dieses Stück Geschichte in Einzelteilen auf der Straße während des Abrisses und erkannte es als eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse ostfriesischer Klöster. Die meisten Klostergebäude in Ostfriesland überlebten die Reformation nicht, da ihre neuen Besitzer sie nach und nach abtrugen, um die hochwertigen Baumaterialien für Neubauten wiederzuverwenden. Die Kochstelle ist aus Stein und Ziegeln gefertigt. Sie trägt eine lateinische Inschrift: „Ergo si deus pro nobis, qui contra nos“ („Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“). Diese Inschrift, trotz ihres scheinbar zynischen Kontextes angesichts des Schicksals der Klöster, blieb nach der Reformation in den Häusern ostfriesischer Großbauern, Kaufleute und Ritter beliebt. Ihre Präsenz in der „Teeküche“ des Museums verdeutlicht die Kontinuität bestimmter kultureller Motive über wechselnde religiöse und soziale Landschaften hinweg, und ihre Seltenheit macht sie zu einem entscheidenden Stück ostfriesischer Architekturgeschichte.
Im Salon sehen Sie das Portrait Claas August Carl Wolff, das Claas' Großvater darstellt, eine beliebte und markante Figur in Leer, bekannt für seine einzigartigen Routinen und seine Großzügigkeit. Er ist rechts vom Kamin dargestellt. Claas August Carl Wolff war eine bekannte Persönlichkeit in Leer, berühmt für seine Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit (sogar Kindern gegenüber nahm er den Hut ab) und seine markante Tagesroutine. Er wachte täglich um 4 oder 5 Uhr morgens auf und ging mit seinem Bernhardiner Artos 8 bis 12 km nach Holtland oder Hesel, oft mit dem Landbriefträger, und kehrte um 8 Uhr morgens zurück, manchmal durchnässt, sehr zum Leidwesen seiner Großmutter. Er wurde 80 Jahre alt. Kurz vor seinem Tod durch einen Schlaganfall bat er seinen Sohn, zwei Dutzend Austern vom Hotel Viktoria und eine Flasche Pommery zu bestellen, die sie gemeinsam tranken. Sein Trauerzug war der längste, den Claas je gesehen hatte. Er war auch dafür bekannt, täglich 2-3 Flaschen Rotwein zu trinken und eine Schachtel mit 100 Zigarren in vier Tagen zu rauchen. Der Lackschrank ist ein exquisiter Lackschrank aus dem 18. Jahrhundert, ein Paradebeispiel europäischer „Chinoiserie“, mit einem charmanten Musikmechanismus. Aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammend, stand dieser Schrank ursprünglich im Wohnhaus der Familie Wolff in der Neuen Straße. Eine einzigartige Eigenschaft ist seine Fähigkeit, eine Melodie zu spielen, wenn eine Schublade geöffnet wird. Dieser Schrank ist ein exemplarischer Beleg für die „Chinoiserie“, eine europäische Kunstbewegung, die chinesische Techniken und Formen imitierte und an den europäischen Geschmack anpasste. Das 16. und 17. Jahrhundert erlebte eine bedeutende Ausweitung des Handels mit Asien, was dazu führte, dass Kaufleute und Seeleute hochbegehrte Kunst- und Alltagsgegenstände von ihren Reisen mitbrachten. Es wurde Mode unter dem Adel und wohlhabenden Kaufmannsfamilien, ihre Häuser mit ostasiatischen Importen zu schmücken, wobei ganze Räume manchmal im „Chinoiserie“-Stil eingerichtet wurden. Das Lackieren von Möbeln im chinesischen Stil, um einen porzellanartigen Schimmer zu erzeugen, war besonders beliebt. Das im Schrank ausgestellte Silbergeschirr stammt teilweise aus Südostasien und wurde von Seeleuten mitgebracht. Sein Überleben aus dem bombardierten Haus in der Neuen Straße unterstreicht seinen Wert für die Familiensammlung. Eine Amsterdamer Uhr, die den Hafen von Emden zeigt, ist ebenfalls zu sehen. Das Portrait Friedrich Carl August Wolff ist ein Porträt von Claas' Vater, Opa Fritz, das einen Mann darstellt, der die schönen Dinge des Lebens genoss, sich aber auch der Bescheidenheit anpasste. Er ist mit Pelzmantel und Fedora-Hut dargestellt. Er lebte im Haus Samson, nachdem sein eigenes Haus in der Neuen Straße 1945 durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Er hatte zuvor das Haus in der Neuen Straße gekauft und wunderschön eingerichtet und half Claas später beim Wiederaufbau nach dem Krieg. Beeinflusst von seiner Zeit in Bordeaux, hatte er eine tiefe Wertschätzung für das „gute Leben“, genoss guten Wein und komfortables Wohnen und trug bis zu seinem Tod immer einen Seidenschal. Trotzdem konnte er auch bescheiden sein, wenn die Umstände es erforderten, und genoss das Leben im Haus Samson aufgrund seiner Nähe zum Geschäft. Eine bemerkenswerte Anekdote betrifft seinen Oberpacker Althoff, der die „ehrenvolle Aufgabe“ hatte, ihn jeden Samstag in einer Holzbadezuber hinter dem Büro zu baden, wobei er heißes Wasser aus dem Flaschenwaschbereich in Weinkaraffen verwendete. Eine Totenmaske, ein Gipsabdruck des Gesichts von Claas' Vater, ein ergreifendes und zutiefst persönliches Artefakt, ist an der Wand im Salon ausgestellt. Fritz (als Kind) und Claas waren persönlich Zeugen, wie der Bildhauer Remme den Gipsabdruck nahm, was diesem feierlichen Familienerbstück eine einzigartige, aus erster Hand stammende Perspektive verleiht. Das Portrait Friedrich Groß ist ein Porträt von Friedrich Groß, dem Gründer des Wolffschen Weinhandels, einer vielseitigen Persönlichkeit, die als Kaufmann, Steuereinnehmer, Kapitän und sogar Bürgermeister während der napoleonischen Ära diente. Er ist als strenger Mann mit schwarzen, nach vorne gekämmten Haaren und einem steifen Kragen dargestellt, der auffallend „Napoleon ohne Hut“ ähnelt. Friedrich Groß gründete das Weingeschäft im Jahr 1800 im Alter von 30 Jahren, nachdem er aus der Schweiz gezogen und in Leer geheiratet hatte. Seine vielfältigen Rollen – Weinhändler, Steuereinnehmer, Kapitän und während der französischen Besatzung Major und sogar Bürgermeister – unterstreichen seine Prominenz und seinen Einfluss in der Gemeinschaft. Als wahrer Patriot spielte er eine führende Rolle im Heereskommando, als 1813 nach Napoleons Niedergang russische Kosaken in Leer auftauchten und die Landwehr gegen die französischen Besatzer einberufen wurde. Für die Tapferkeit der ostfriesischen Landwehr unter seinem Kommando bei Delfzijl verlieh General Blücher ihm den prestigeträchtigen Orden „pour le mérite“. Er zog 1815 erneut als Kommandeur des 1. Bataillons in Frankreich in den Krieg, wo er in der Schlacht von Ligny tödlich verwundet wurde und starb. Seine ergreifenden letzten Worte waren: „Nehmt mir den Orden ab, damit die Schurken von Franzosen ihn nicht bekommen!“ Er wurde sowohl mit der tödlichen Kugel als auch mit dem Orden „pour le mérite“ begraben, die bis heute erhalten geblieben sind, was seinem Erbe eine dramatische und heldenhafte Dimension verleiht. Scherenschnitte „Ostfriesische Studenten in Göttingen“ aus dem frühen 19. Jahrhundert, die ostfriesische Studenten darstellen und eine Zeit des Bildungs- und Wirtschaftswachstums in der Region widerspiegeln, sind ebenfalls zu sehen. Diese Silhouetten erfassen eine Zeit bedeutender Transformation in Ostfriesland, geprägt durch ein erhebliches Wachstum der landwirtschaftlichen Erträge, was zu beeindruckenden Höfen und wohlhabenden „Polderfürsten“ führte. Diese wohlhabenden Familien legten Wert auf eine gute Ausbildung für ihre Nachkommen, die damals hauptsächlich dem Adel und wohlhabenden bürgerlichen Familien zugänglich war. Göttingen, als nächstgelegene Universitätsstadt für Leeraner im Königreich Hannover, zog so viele ostfriesische Studenten an, dass sie ihre eigene Studentenverbindung, das Corps Frisia, eine der ältesten Verbindungen, gründeten. Ein Sekretär, ein eleganter Eichensekretär aus der Zeit um 1800, der aus dem bombardierten Haus der Familie Wolff gerettet und vom Museumsgründer genutzt wurde, ist ebenfalls ausgestellt. Wahrscheinlich um 1800 in Ostfriesland oder den Niederlanden gefertigt, stammt er wie viele Möbelstücke im Haus Samson aus dem Haus der Familie Wolff in der Neuen Straße und konnte im Zweiten Weltkrieg vor der Zerstörung gerettet werden, im Gegensatz zum klassischen Gebäude selbst. Aus Eichenholz gefertigt, mit einer dunkel gewachsten Oberfläche und gegossenen Messingbeschlägen, repräsentiert er typische Büromöbel der damaligen Zeit. Claas Wolff, der Museumsgründer, nutzte diesen Sekretär persönlich im Büro im Erdgeschoss, um das Unternehmen zu leiten, bevor er nach oben verlegt wurde, was eine direkte Verbindung zur Betriebsgeschichte des Museums und seines Gründers herstellt. Weitere Objekte in diesem Bereich sind Silber-Miniaturen, Münzen in einer Tischvitrine und Dokumente zur Firmengeschichte.
In der Schreibstube finden Sie Porzellanhunde (Staffordshire-Hunde / Kaminhunde / Puffhunde), handbemalte Porzellanhunde aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, beliebte Souvenirs für Seeleute und Symbole mit überraschenden sozialen Konnotationen. Aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammend, wurden diese Hunde hauptsächlich in Staffordshire, England, hergestellt. Ihre Popularität stieg nach dem geliebten Cocker Spaniel von Königin Victoria, Dash, der einen Trend für die Rasse setzte. Diese Porzellanhunde waren bei Seeleuten und Kapitänen äußerst beliebte Souvenirs. Ehefrauen zu Hause platzierten sie strategisch im Fenster: nach innen gerichtet, wenn ihr Mann zu Hause war, und nach außen, wenn er auf See war. Dies diente als subtiles Signal, das potenzielle Liebhaber verstanden. Ihre Popularität wurde auch von Prostituierten ausgenutzt, was ihnen den weniger schmeichelhaften Spitznamen „Puffhunde“ einbrachte. Prostituierte verkauften diese Hunde zu überhöhten Preisen an ihre Kunden als inoffizielle Zahlungsmethode, wodurch Gesetze gegen das Verdienen von Geld mit „Liebesdiensten“ umgangen wurden. Die hohe Anzahl englischer Keramiken in der Sammlung des Hauses Samson zeugt vom intensiven Austausch zwischen Ostfriesland und Großbritannien in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Weitere Objekte in diesem Bereich sind Vorderlader/Pulverhörner, eine Butzenwand/Alkoven und Landkarten.
Im 3. Stock befindet sich eine Apotheke / Ladeneinrichtung und der „Alte Schwede“, eine antike Apothekenausstattung, die als historische Kulisse für die Mischung des berühmten Kräuterbitters „Alter Schwede“ dient. Claas und Menne erwarben diese alte Ladeneinrichtung, als die Apotheke, zu der sie gehörte, aufgelöst wurde und ihre Teile auf dem Marktplatz in Leer zurückgelassen wurden. Sie transportierten die einzelnen Teile sorgfältig mit einem Karren und einem Lastenaufzug in das Haus Samson. Dies ist genau der Ort, an dem der berühmte „Alte Schwede“ gemischt wird. Das geheime Rezept, 1859 von Philipp Greve-Stirnberg erfunden, enthält über 40 verschiedene Kräuter, einige davon tropischen Ursprungs. Dieser Magenbitter erzielte großen Erfolg und gewann Auszeichnungen auf Weltausstellungen in London (1862), Dublin (1865), Paris (1867), Wien (1873) und Bremen (1874). Greve-Stirnberg verkaufte die Marke und das geheime Rezept 1881 an Josef Haag, der es dann 1888 an die Familie Bachem in Bonn und schließlich 1932 an die Firma Wolff verkaufte. Claas und sein Vater Fritz Wolff reisten persönlich nach Bonn, um das Rezept und die Dokumente zu erhalten, wobei sie bar bezahlten. Das 100-jährige Jubiläum des „Alten Schweden“ wurde 1959 in Leer gefeiert. Die Ladeneinrichtung bewahrt ihre historische Integrität und bietet eine authentische Kulisse für die Produktion des „Alten Schweden“. Die Zutaten werden hier noch gelagert, und die Essenz für den Bitter wird gemischt, bevor sie mit Alkohol kombiniert und im Laden verkauft wird. Im 19. Jahrhundert wurde „Alter Schwede“ als hervorragendes Heilmittel für eine Vielzahl von Beschwerden gelobt, darunter Unwohlsein, körperliche Schwäche, Magenbeschwerden, Verdauungsprobleme, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen, Verstopfung, Magensäure, Magenkrämpfe, Kopfschmerzen durch Magenverstimmungen, Magenkatarrh und Seekrankheit. Es wurde sogar als vorbeugende Maßnahme gegen Cholera empfohlen. Dieses Artefakt und seine zugehörige Geschichte veranschaulichen perfekt die Schnittmenge von traditioneller Medizin, Handel und lokalem Unternehmertum. Die Geschichte von Claas und Fritz Wolff, die nach Bonn reisten, um das geheime Rezept und die Dokumente zu erwerben und bar zu bezahlen, verleiht dem Erbe des Unternehmens eine fesselnde persönliche und historische Dimension. Weitere Objekte in diesem Bereich sind Rechnungsbücher, Tableaus mit Bibelfliesen und Miniaturgeschirr/Puppenhausmöbel.
Das Haus Samson Museum bietet ein unvergleichliches Erlebnis, das die einzigartige Verbindung eines aktiven, historischen Weinhandelsunternehmens mit einem sorgfältig bewahrten Kulturmuseum darstellt. Es ist ein lebendiges Zeugnis der reichen Geschichte, der Handwerkskunst und des Alltagslebens Ostfrieslands. Die sorgfältig kuratierte Sammlung und die fesselnde Audiotour ermöglichen eine immersive und zutiefst lehrreiche Reise, die Geschichten zum Leben erweckt und eine tiefe Verbindung zum ostfriesischen Erbe herstellt. Das Haus Samson ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie private Initiative, Hingabe und Weitsicht zu einer bedeutenden öffentlichen Kultureinrichtung heranwachsen können. Es zeigt, wie persönliche Leidenschaft effektiv zur Bewahrung des regionalen Erbes beitragen kann, das andernfalls übersehen oder verloren gehen könnte.
Besucher sind herzlich eingeladen, die fesselnden Geschichten, verborgenen Schätze und den bleibenden Geist im Haus Samson persönlich zu entdecken. Ein Besuch verspricht eine unvergessliche Reise in das Herz des ostfriesischen Kulturerbes.
Voiceguide Haus Samson Audio: ©Theater Mignon, Melanie Thiesbrummel (Inh. & Regie),
Login and Registration Form
This form is protected by reCAPTCHA - the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.
This form is protected by reCAPTCHA - the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.
This form is protected by reCAPTCHA - the Google Privacy Policy and Terms of Service apply.